Auswirkungen des Spracherwerbs
Auswirkungen des Spracherwerbs-
Inwiefern nimmt Bilingualität im Jugendalter Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten?
Was ist Bilingualität und wie entsteht sie?
Unter Bilingualität versteht man das Aufwachsen mit zwei Sprachen, mit der die Konfrontation einer neuer Kultur mit einhergeht. Dabei wird zwischen zwei Artern der Bilingualität unterschieden: simultane Bilingualität (der einhergehende Erwerb zweier Sprachen ab dem ersten Lebensjahr) und sukzessive Bilingualität (das Erlernen einer weiteren Sprache ab dem dritten Lebensjahr). Dabei ist zu beachten, dass Bilingualität nicht gleich Polyglossie(1) (Mehrsprachigkeit) ist. Mehrsprachigkeit beginnt frühestens bei dem außerhäuslichem Spracherwerb.
Auswirkungen der Bilingualität
Hervorgerufen wird Bilingualität durch verschiedene Faktoren, wie beispielsweise durch das familiäre, wie auch das soziale Umfeld. Ausschlaggebend für das bilinguale Aufwachsen sind die Elternteile, welche in der Regel verschiedene Muttersprachen sprechen. Entscheiden sich die Eltern für die Vermittlung beider Sprachen, so wird das Kind automatisch mit einer weiteren Kultur konfrontiert. Darunter fällt nicht nur der alleinige Spracherwerb, sondern auch der Kulturerwerb(2), zu dem Gebräuche, Traditionen, Sitten und gegebenenfalls andere Wertvorstellungen gehören. Darüber hinaus kann Bilingualität Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten(3) haben. Darunter zu verstehen sind die Fähigkeiten logisch zu denken, aufmerksam und kreativ zu sein und zu planen. Ebenfalls mit inbegriffen sind Erinnerungsvermögen, Lernkompetenz, Orientierung, Introspektion(4) (Selbstreflexion) und der persönliche Wille, wie auch Glaube.
Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung weisen Defizite bei jenen kognitiven Fähigkeiten auf. Diese Störung kann sich durch Probleme mit der grammatikalischen Ausdrucksweise, dem Wortschatz und dem phonologischen Bewusstsein bemerkbar machen. Diese Störungen können diverse Gründe haben: beispielsweise eine fehlerhafte sprachliche Erziehung, verursacht durch die Unsicherheit der Eltern in der neuen Landessprache. Da der Spracherwerb, gerade bei Kindern, sehr individuell ist, kann der Lernfortschritt der Zweitsprache stark variieren, woraus manchmal Kommunikationsprobleme mit Anderen entstehen können. Trotzdem ist das Aufwachsen mit Bilingualität keine direkte Ursache für eine Sprachstörung. Vielmehr gilt eine bilinguale Erziehung als fördernd für die kognitiven Fähigkeiten. Darüber hinaus hat man einen flexibleren Bezug zu den Sprachen, verbesserte Aufmerksamkeitssteuerung, soziale Kompetenzen, wie der Zugang zu anderen Individuen und Kulturen. Daraus kann eine vielseitiges Identitätsbildung und ein weites Kulturbewusstsein resultieren. Zu beobachten ist oftmals eine beidseitig kulturelle Anpassung, auch Akkulturation(5) genannt. Dies beinhaltet das situationsbedingte Verhalten und die Möglichkeit sich selbst auszudrücken. Zusätzlich bewirkt der Kontakt mit diversen Kulturen den Abbau von Vorurteilen und unterstützt zusätzlich die Erweiterung des persönlichen Horizonts.Der Fremdsprachenunterricht in der Schule fördert den direkten Spracherwerb und steuert beiläufig zu einem grundlegenden Kulturverständnis bei.
Wächst man bilingual auf, so wird man nicht mit zwei Sprachen konfrontiert, sondern auch mit den Kulturen, welche die Sprachen mit sich bringen. Kinder welche bilingual aufwachsen, sind in der Lage schnell zwischen den erforderten Sprachen zu wechseln. Dies kann aber auch Nachteile mit sich bringen, wenn eine Sprache im Alltag häufiger erfordert wird als die andere. Hierbei kann es zu einer Assimilation(6) führen. Durch die Anpassung an die jeweils andere Kultur, kann es zu Streitigkeiten oder Missverständnissen in dem muttersprachlichen sozialen Umfeld kommen. Dies kann jedoch auch andersrum laufen, wenn beispielsweise das soziale Umfeld, in welchem sich ein Kind größtenteils aufhält, die Muttersprache spricht und man somit einen ungleichen Gebrauch der Sprachen hat. Das Kind könnte im laufe der Jahre Probleme bei der Integration bekommen, nicht nur aufgrund von kleinerem Wortschatz, sondern ebenfalls aufgrund von einem fehlenden oder nur geringem Verständnis und/oder Kenntnis über die andere Kultur.
Grundsätzlich lässt sich der Spracherwerb durch Bilingualität jedoch nicht pauschalisieren, aufgrund der starken Individualität. Ein zweisprachiger Hintergrund ist kein Garant für eine leistungsstarke Sprachaneignung, denn auch Menschen ohne simultane oder sukzessive Bilingualität können Sprachkompetenzen erwerben. Jedoch leben wir in einer Welt, die Mehrsprachigkeit fast schon erfordert, nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch im sozialem Umgang (zum Beispiel Reisen in das Ausland) ist Mehrsprachigkeit von großem Vorteil.
(1)Lehmann, Christian: Polyglossie: URL: https://www.christianlehmann.eu/ling/psych/index.html?https://www.christianlehmann.eu/ling/psych/polyglossie.php
(2)IKUD Seminare (2011): „Interkulturelles Lernen“, unter https://www.ikud-seminare.de/veroeffentlichungen/interkulturelles-lernen.html
(3)Schweizer, Elian: Medieninformatik: „Kognitive Fähigkeiten des Menschen“, URL: https://www.medien.ifi.lmu.de/lehre/ws0506/mmi1/kognitive-faehigkeiten.xhtml
(4)Lexikon der Psychologie: „Introspektion“: URL:https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/introspektion/7425
(5)Kühlwein, Wolfgang: Sprache und Kultur: Studien zur Diglossie, Gastarbeiterproblematik und kulturellen Integration: Günter Radden (Hrsg.): Tübingen: Gunter Narr Verlag: 1978 (S.103)
(6)Kühlwein, Wolfgang: Sprache und Kultur: (S.103)
Literaturverzeichnis
- Kühlwein, Wolfgang: Sprache und Kultur: Studien zur Diglossie, Gastarbeiterproblematik und kulturellen Integration: Günter Radden (Hrsg.): Tübingen: Gunter Narr Verlag: 1978
- „Bilingualität Zweisprachigkeit“, unter: https://hannover-logopaedie.de/therapien/bilingualitaet/ (zuletzt aufgerufen am 08.07.19, circa 18 Uhr)
- Lehmann, Christian: Polyglossie: URL: https://www.christianlehmann.eu/ling/psych/index.html?https://www.christianlehmann.eu/ling/psych/polyglossie.php (zuetzt aufgerufen am: 19.07.19.)
- IKUD Seminare (2011): „Interkulturelles Lernen“, unter https://www.ikud-seminare.de/veroeffentlichungen/interkulturelles-lernen.html (zuletzt aufgerufen am 18.07.19)
- Schweizer, Elian: Medieninformatik: „Kognitive Fähigkeiten des Menschen“, URL: https://www.medien.ifi.lmu.de/lehre/ws0506/mmi1/kognitive-faehigkeiten.xhtml (zuletzt aufgerufen am 18.07.19.)
- Lexikon der Psychologie: „Introspektion“: URL:https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/introspektion/7425 (zuletzt aufgerufen am: 18.07.19.)